Gartenbauschule Hünibach
Chartreusestrasse 7
3626 Hünibach
Anreise
PW: Autobahnausfahrt Thun Nord, weiter in Richtung Gunten bis Hünibach. In der Chartreusestrasse links abbiegen. Wenige Parkplätze sind vorhanden.
ÖV: Bus Linie 21 ab Bahnhof Thun Richtung Oberhofen/Interlaken bis Haltestelle Hünibach Chartreuse. Fahrplan via SBB.ch
Allmendstrasse 37
3661 Uetendorf
Anreise
PW: Autobahnausfahrt Thun Nord, weiter in Richtung Seftigen. Zweimal links abbiegen in Richtung Uetendorf Allmend. Anschliessend auf der Uttigenstrasse bis zur Abzweigung rechts auf die Allmendstrasse (Wegweiser "Mehrzweckhalle"). Der Allmendstrasse rund 900m folgen. Öffentliche Parkplätze sind vorhanden.
ÖV: Zug bis Uetendorf, anschliessend zu Fuss rund 10-15 Minuten in Richtung Uetendorf Allmend. Fahrplan via SBB.ch
Wir fragten unsere Bereichsleiter/innen, wie sie persönlich den heissen Sommer wahrgenommen haben und wie sich Hitze und Trockenheit auf den jeweiligen Bereich auswirkten. Und wir wollten wissen, welche Anpassungen nötig wären, falls sich solche Hitzeperioden häufen sollten. Hier sind ihre Antworten und Einschätzungen!
Ich erinnere mich besonders an die konstante Wetterlage: Es war eigentlich immer schönes Wetter. Im Aussenverkauf mussten wir deutlich mehr giessen. Der Wasserbedarf war teilweise so gross, dass wir anstelle des Giessens Verkaufstische fluteten. Gewisse Pflanzen mussten wir in ein Wasserbecken setzen, weil die trockene Erde kaum mehr Giesswasser aufnehmen konnte. Es waren häufigere Kontrollen nötig, während Wochen gab es zwei statt nur einen Giessgang am Tag.
Der gärtnerische Verkauf lief länger als üblich; unsere Kundinnen und Kunden waren bis weit in den Herbst hinein im Garten aktiv. Durch die Trockenheit wurde die Pflege vieler Pflanzen einfacher, da kaum Fäulnisgefahr bestand. Die Trockenheit führte aber zu einem personellen Mehraufwand für das Giessen.
«Sollte das Thema Trockenheit weiter an Bedeutung zulegen, müssten wir die Warenpräsentation nach Wasserbedarf prüfen.»
Derzeit sind die Pflanzen im Aussenverkauf grösstenteils nach bevorzugtem Standort, also Halbschatten, Schatten oder direkte Sonne, sortiert. Sollte das Thema Trockenheit weiter an Bedeutung zulegen, müssten wir die Warenpräsentation nach Wasserbedarf prüfen. Damit wir den Wasserhaushalt einfacher regulieren könnten, bräuchte es ebenere Flächen, damit wir mehr Verkaufstische fluten könnten.
Was passiert, wenn sich solche Sommer häufen?
Trockenheits- und hitzeresistentere Pflanzen werden wohl mehr gefragt sein; das Angebot müsste in diese Richtung ausgebaut werden. Beim Gemüseanbau stellt sich die Frage nach der Bewässerungsstrategie. Kulturen mit höherem Wasserbedarf müssten entweder aus dem Sortiment gestrichen oder die entsprechende Bewässerung müsste ausgebaut werden. Pastinaken beispielsweise sind in diesem Jahr aufgrund der Trockenheit innen häufig trocken bis hölzern, was natürlich nicht unseren Qualitätsansprüchen genügt.
Der Sommer 2018 war viel trockener als normal. Das lässt sich ganz deutlich belegen durch die Anzahl Giesstouren, die beispielsweise für die bepflanzten Gefässe der Gemeinde Hilterfingen nötig waren.
Wir haben viel mehr Zeit fürs Giessen eingesetzt. Häufig waren drei statt zwei Lernende gleichzeitig am Giessen. Der Wasserbedarf war viel höher, so dass das gesammelte Regenwasser nicht mehr ausreichte und wir auf Quellwasser ausweichen mussten. Wir beschafften zusätzliche Sprenger, um die Felder bewässern zu können.
«Wenn das so weiter geht, brauchen wir neue Lösungen, um den Giessaufwand zu reduzieren.»
Der extreme Sommer hatte auch positive Seiten: Wärme und viel Licht führten zu einem guten Wachstum der Pflanzen. Durch die Trockenheit gab es deutlich weniger Schädlinge als in anderen Jahren. Vor allem schädliche Pilze waren kaum anzutreffen. Allerdings führten die Hitze und die stetige Sonneneinstrahlung bei den Mitarbeitenden und Lernenden zu Problemen. Die Arbeitsleistung war signifikant verringert, insbesondere auf den Feldern.
Die Trockenheit spürte man bis weit in den Spätherbst. Tannen konnten zu wenig Feuchtigkeit aufnehmen und lassen ihre Nadeln vermehrt fallen. Die Böden haben ihren normalen Wasserstand noch lange nicht erreicht, und es gibt einige Gemeinden, die noch heute ein Grundwasserproblem haben.
Wenn das so weiter geht, brauchen wir neue Lösungen, um den Giessaufwand zu reduzieren. Es führt kein Weg an der Automatisation vorbei, sowohl auf dem Feld wie auch im Besonderen für die Topfkulturen. Baulich braucht es künftig mehr Wasserbäder. Zudem muss das wertvolle Regenwasser noch besser gesammelt werden, ergo brauchen wir grössere Auffangbecken.
Braucht es Anpassungen, wenn es vermehrt solche Sommer gibt?
Aus unserer Sicht ist im Augenblick keine Anpassung nötig, aber die Kundenbedürfnisse müssen im Auge behalten werden. Es ist fraglich, wie viel Zeit und Wasser Private künftig in ihren Garten oder ihren Balkon investieren wollen. Entweder steigt die Tendenz nach pflegeleichteren Pflanzen, oder Kundinnen und Kunden setzen ebenfalls auf technische Lösungen, die den Wasserhaushalt für die Pflanzen regulieren. Auch im Bereich der Gräber wird sich die Nachfrage etwas ändern; trockenheitsresistente Blumen wie Begonien werden an Bedeutung zulegen. Wenn sich solche Sommer häufen, droht der Rolle der Schweiz als Wasserschloss Europas Gefahr.
Der Sommer war sicher trockener als üblich. Die durchschnittliche Temperatur war gefühlt nicht aussergewöhnlich hoch, einzig die langanhaltende Wärme war speziell.
Auf den Feldern mussten wir mehr Wasser geben, vor allem für die Stark-Zehrer wie beispielsweise den Sellerie. Dank dem Bewässern konnten sich die Kulturen aber gut erholen. Beim Gemüse gab es eigentlich kaum Auswirkungen, mit der Ausnahme, dass einzelne Kulturen etwas später geerntet werden konnten.
«Es gab Produktionsjahre, in denen wir deutlich mehr Leitungswasser einsetzten als 2018. Anscheinend gab es in Hünibach immer im richtigen Moment noch etwas Regen.»
Wenn es so weitergeht, brauchen wir mehr Bewässerungsmaterial auf den Feldern. Für die Jungpflanzenproduktion muss eine Beschattungslösung geprüft werden, damit es im Gewächshaus respektive im Tunnel nicht zu heiss wird. Im Sommer 2018 war es teilweise grenzwertig, aber die Pflanzen nahmen keinen Schaden. Das Regenwasser am Standort der Jungpflanzenproduktion reichte für die ganze Saison aus, mit einer Ausnahme. Es gab Produktionsjahre, in denen wir deutlich mehr Leitungswasser einsetzten als 2018. Anscheinend gab es in Hünibach immer im richtigen Moment noch etwas Regen.
…und wenn es weiterhin heiss und trocken wird im Sommer?
Aus unserer Sicht besteht kein dringender Handlungsbedarf, und auch die Nachfrage hat sich bisher kaum verändert. Für den Gemüsebau ist die Situation zurzeit eher unproblematisch.
Wir haben Setzlinge zum Teil tiefer gesetzt als üblich, insbesondere einige Salate. Auf den Feldern haben wir auch 2018 immer noch wenig Wasser gegeben, unsere Böden sind sehr gut gepflegt und es gab bei uns im Gegensatz zum Seeland beispielsweise doch immer mal wieder einen kurzen Regenschauer. Der Zustand des Bodens ist ganz entscheidend für die Produktion.
«Ich setze eher auf das Anpassen der Kulturen als auf eine intensivere Bewässerung.»
Bei den Kopfkohlkulturen haben wir ein weniger starkes Wachstum als üblich festgestellt. Viele blieben klein. Bei den Karotten haben ausserordentlich viele Samen aufgrund der Trockenheit nicht gekeimt.
…und wenn das so weiter geht?
Ich setze eher auf das Anpassen der Kulturen als auf eine intensivere Bewässerung. Ab 2019 setzen wir Süsskartoffeln, und die Zucker- und Honigmeloneproduktion kann unter den veränderten Bedingungen ausgebaut werden. Mit grossem Aufwand könnte auch Mulchen helfen, damit wir auf die Trockenheit reagieren können. Auch eine Tropfbewässerung mit allen Vor- und Nachteilen könnte überprüft werden.
Für den Garten- und Landschaftsbau war das trockene Wetter grösstenteils ein Vorteil. Das Programm konnte sehr flexibel gestaltet werden, da es fast immer möglich war, in den Kundengärten zu arbeiten. Dank der trockenen Böden wurde der Boden durch die Belastung von Menschen und Geräten auch deutlich weniger verdichtet. Des Weiteren gab es zusätzliche Giess-Aufträge von Kundinnen und Kunden.
«Vielleicht müssen wir in Zukunft die Arbeitszeiten anpassen. Am Morgen früher beginnen und dafür die Mittagspause ähnlich wie in den südlichen Ländern verlängern.»
Die Arbeitsbedingungen für Lernende und Mitarbeitende waren teilweise sehr hart. Wir mussten dafür sorgen, dass alle genügend tranken und Zusatzpausen einlegten. Auch die Mittagspause fiel teilweise etwas länger aus.
Was könnte sich ändern?
Vielleicht müssen wir in Zukunft die Arbeitszeiten anpassen. Am Morgen früher beginnen und dafür die Mittagspause ähnlich wie in den südlichen Ländern verlängern. Auch bei den Bepflanzungen braucht es Anpassungen in Form von vermehrt trockenverträglichen Pflanzen. Auch Pflanzen, die bisher nicht winterhart waren, können inzwischen je nach Standort eingesetzt werden.
Wir legen mehr Wert auf die Anpassung der Bepflanzung als auf die Installation eines Bewässerungssystems.
Aufgrund der klimatischen Veränderungen entfällt die natürliche Pause im Garten- und Landschaftsbau im Winter fast komplett. Dies führt dazu, dass die Zeit für Magazinarbeiten und auch die Ruhephasen für Mitarbeitende je länger je mehr fehlen. Dafür ist es für die Personaleinsatzplanung natürlich komfortabel, wenn das Wetter keine Kapriolen schlägt.
Der Sommer war eindeutig trockener und wärmer als andere. Regen und Abkühlung wurde ersehnt. Es war ein Sommer ohne Ende – und er war nicht nur schön, sondern teilweise auch belastend.
Bisher gab es im Sommer immer mal wieder Tage, an denen wir nicht giessen mussten. Im Sommer 2018 aber mussten wir täglich giessen, manchmal sogar zwei Mal. Dies wirkt sich auch auf die Qualität der Stauden aus, denn Regen ist für die Pflanzen besser als Giessen. Unsere Mutterpflanzen müssen in der Regel pro Sommer ein bis drei Mal gegossen werden. Dieses Jahr waren es rund zehn Giesseinsätze.
Das Wetter wirkte sich auf das Wachstum der meisten Jungpflanzen positiv aus. Im Gegenzug war der Aufwand für die Giesskontrollen enorm gross und für Mitarbeitende und Lernende stressig. Die GSH hat sehr viele unterschiedliche Kulturen, die einen unterschiedlichen Wasserbedarf haben. Die Lernenden konnten dadurch sehr viele Giesserfahrungen sammeln. Es gab aber leider dennoch Vertrocknungen, was sonst bei den Stauden nicht üblich ist. Im Gewächshaus hatten wir grosse Probleme mit dem Insekt Thripse (Fransenflügler), welches die Pflanzen aussaugt und so zu massiven Blattschäden führt. Bei Hitze und Trockenheit vermehren sich diese Schädlinge explosionsartig.
«Es werden vermehrt Stauden produziert, die das veränderte Klima schätzen.»
Wir giessen meistens von Hand, damit wir auf die unterschiedlichen Ansprüche der Pflanzen eingehen können. Die Installation einer Bewässerung, wie sie andere Staudengärtnereien haben, wäre herausfordernd. Es bestünde die Gefahr von Nässeschäden, wenn die Anlage nicht ausreichend genau eingestellt werden kann. Wir produzieren unsere Stauden seit Jahren mit torffreier Erde, was die Bewirtschaftung des Wasserhaushaltes deutlich schwieriger macht als bei einem Torfeinsatz. Ein Einsatz einer Bewässerungsanlage müsste daher sehr genau geprüft werden. Eigenes Regen- und Quellwasser sind für die GSH sehr wichtig, und in die entsprechende Infrastruktur muss weiter investiert werden.
Und in Zukunft?
Die Angebotsbereinigung läuft bereits. Als Lehrwerkstatt will die GSH möglichst viele Pflanzen produzieren, welche die Lernenden in ihrer Ausbildung auch kennen müssen. Es ist daher immer ein schwieriges Abwägen nötig, wenn eine Pflanzen aus dem Angebot gestrichen werden soll. Es werden vermehrt Stauden produziert, die das veränderte Klima schätzen. Dies sind in erster Linie einheimische Pflanzen, es können aber auch südländische oder fremdländische Pflanzen aufgenommen werden, wenn sie in unsere Philosophie passen. Die Kunden achten vermehrt auf pflegeleichte Pflanzen; es ist also auch auf der Nachfrageseite eine Veränderung spürbar.